Sorben / Serbja

Sorben im Kirchenbezirk


Ein großer Teil des Kirchenbezirks Bautzen-Kamenz gehört zum Siedlungsgebiet der Lausitzer Sorben. Für die geistliche Betreuung der evangelischen Sorben ist heute der Sorbische Superintendent zuständig.

Mit der Reformation übernahm das sorbische Volk bis auf einige Kirchgemeinden zwischen Kamenz und Bautzen, die zum Kloster Marienstern gehörten, das evangelische Bekenntnis. Das Muttersprachprinzip Martin Luthers führte maßgeblich zur Entwicklung der sorbischen Schriftsprache. Bereits 1548 lag Luthers Neues Testament handschriftlich in Sorbisch vor. Luthers Katechismus erschien 1574 als erstes niedersorbisches und 1597 als erstes obersorbisches Buch in gedruckter Form. Mit der Ausbildung von Pfarrern und Lehrern erhielt das sorbische Volk eine intellektuelle Führungsschicht.

Die kulturelle Entwicklung der Sorben wurde bis zum Ausgang des 19. Jahrhunderts maßgeblich von Persönlichkeiten aus evangelisch-lutherischen Kirchgemeinden bestimmt. Wie kaum ein anderes Volk vergleichbarer Größe und ähnlicher Minderheitenposition vollbrachten die Sorben beachtliche Leistungen in Kunst, Kultur und Wissenschaft. Im 20. Jahrhundert ging jedoch, bedingt durch die fortschreitende Assimilation der evangelischen Sorben durch die deutsche Mehrheit, die Führungsrolle im sorbischen Volk an die römisch-katholischen Sorben über.


Evangelische Gemeinden mit einem überwiegenden Anteil von Sorben gibt es heute nicht mehr. In den Kirchgemeinden des Kirchenbezirks wirken nur wenige Pfarrer mit sorbischen Sprachkenntnissen. Dennoch gibt es in Bautzen und an verschiedenen anderen Orten regelmäßig sorbische Gottesdienste und Veranstaltungen.

Ein Kirchengesetz innerhalb der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens regelt die Belange der sorbischen Gemeindeglieder. Die Kirchgemeinden mit einem Anteil sorbischer Gemeindeglieder sind im Sorbischen Kirchgemeindeverband zusammengefasst, der sein Büro seit 2020 in Göda hat. Der jährlich in einer anderen Kirchgemeinde gefeierte Sorbische Kirchentag zieht jeweils weit über 100 Besucher an. Zudem werden regelmäßig Festgottesdienste sowie tägliche Andachten vom Mitteldeutschen Rundfunk übertragen.


1994 wurde zusätzlich der Sorbische evangelische Verein e.V. gegründet, dem Mitglieder aus der sächsischen Kirche und aus dem schlesischen Teil der brandenburgischen Kirche angehören. Bereits seit 1891 wird die Monatszeitung „Pomhaj Bóh“ herausgegeben.

Pućowanje swójbow/Familienwanderung, Foto: M. Wirth
Zapokazanske kemše w Hodźijskim Božim domje/Gottesdienst zur Einführung des Sorbischen Superintendenten in der Kirche Göda, Foto: J. Matschie
Serbski superintendent Krystof Rummel/Sorbischer Superintendent Christoph Rummel, Foto: J. Matschie
Wobdźělnicy na serbskej prědarskej konferency/Teilnehmer der sorbischen Predigerkonferenz, Foto: J. Malink



Sorbischer Superintendent

Christoph Rummel
Sorbischer Superintendent / Pfarrer

Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens / Ev.-Luth. Kirchgemeinde Göda
Pfarrweg 6
02633 Göda
Telefon: 035930 55047
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