
Unser neuer Schulseelsorger im Kirchenbezirk
12. August 2025
Seit dem 01.07.2025 ist Pfarrer Matthias Berger unser neuer Schulseelsorger. Ein Grund nachzufragen, was ihn in die Lausitz verschlagen hat und was seine Arbeit für ihn bedeutet. Dazu haben wir ein kurzes Interview mit ihm geführt.
KBZ: Herr Berger, Sie sind seit dem 01.07.25 neuer Schulseelsorger in unserem Kirchenbezirk und werden im Alltag überwiegend am Ferdinand-Sauerbruch-Gymnasium in Großröhrsdorf tätig sein. Was hat Sie begeistert, diese Stelle anzunehmen? Was sind Ihre Aufgaben in der Schule und in der Region? Wie möchten Sie Ihre Rolle wahrnehmen?
Berger: Danke für die Fragen. Meine Aufgabe hier im Kirchenbezirk besteht zu drei Vierteln im Unterrichten. In diesem Jahr sind diese Stunden alle im Großröhrsdorfer Gymnasium. Ich arbeite sehr gern in der Schule. Es ist wunderbar, junge Menschen auf ihrem Weg zu begleiten. Man erlebt sie in der fünften Klasse noch sehr kindlich – da wird z.B. vom Meerschweinchen zuhause erzählt und dann reifen sie zu Persönlichkeiten heran und ich darf bei Abiturprüfungen eloquente Menschen erleben. Das ist eine für mich sehr schöne Aufgabe.
Daneben ist meine Stelle zu einem Viertel im Bereich Schulseelsorge ausgelegt. Das können Gottesdienste im Schuljahr sein, seelsorgerliche Gespräche, Verbindung zur Jugendarbeit oder auch Begleitung in Krisensituationen. Ein sehr vielfältiger Bereich und ich bin gespannt, was ich im Kirchenbezirk vorfinde. Dafür bin ich auch im ganzen Kirchenbezirk ansprechbar.
KBZ: Leider ist die Schule nicht immer ein Ort des friedlichen Lernens und des geglückten Miteinanders. Leider wird der eine oder andere schon selbst erfahren haben, dass Leid und Unglück einem auch in der Schule begegnen kann. Bei uns an der Schule ist ein Lehrer plötzlich in der Schule gestorben oder Mitschüler haben ihre Eltern verloren bei einem Unfall. Wie kann ein Schulseelsorger in solchen Situationen den Schülern, den Lehrern, den Eltern helfen?
Berger: Das ist so, wie Sie es sagen. Solche Krisen gehören zum Leben dazu. Ich habe es in meiner bisherigen Arbeit so erlebt, dass es geschätzt wird, wenn jemand da ist, der keine Scheu vor diesen schwierigen Dingen hat. Jemand, der zuhört und mit den Betroffenen einen Weg geht, mit solchen Krisen auch geistlich umzugehen. Ich versuche in Krisen und Trauer für Stabilität zu sorgen und den Gefühlen Raum zu geben. Manchmal haben Kollegen zu mir gesagt: „Du hast noch mal einen anderen Blick.“ Das ist meine Profession als Pfarrer, die ich in den Lebensraum Schule einbringe.
KBZ: Das ist aber spannend. Wie helfen Sie den Schülern, Lehrern, Eltern konkret in den unterschiedlichen Trauerphasen? Wie wichtig können Rituale in diesem Prozess sein?
Berger: Trauerphasen sind ein Teil der Bewältigung von Verlustsituationen. In der Schule können dazu Erinnerungsorte geschaffen werden. Überhaupt es anzusprechen ist schon ein wichtiger Schritt – oftmals herrscht eine Sprachlosigkeit. Was soll man dazu sagen? Und eine Trauerfeier kann ebenso helfen.
Wichtig ist mir auch geworden, Schüler und Schülerinnen in Krisen zu begleiten. Auch junge Menschen haben Probleme oder werden ernsthaft krank. Sie stehen unter dem Druck dann trotzdem in der Schule Leistung bringen zu müssen. Hier suche ich auch den Kontakt zum Elternhaus. In manchen Fällen haben wir professionelle Hilfe dazugeholt.
KBZ: Sie sind in Ihrem Beruf auch dann da, wenn es im Leben gerade nicht so gut läuft. Sie bekommen auch die Dinge mit, die gerne in unserer Gesellschaft verschwiegen werden. Ich denke da u.a. an häusliche Gewalt, die in den letzten Jahren wieder zugenommen hat. Wie schaffen Sie es persönlich Abstand davon zu bekommen? Wie finden Sie Ihre innere Balance, damit Sie weiterhin mitfühlen können und gleichzeitig eine Stütze für andere sein können?
Berger: Nun, das Leben ist nicht nur von Krisen geprägt. Meine innere Balance lebt vom „zur Ruhe kommen“. Ich brauche Momente, in denen ich auch abschalten kann und erlebe, auch wenn mir nicht alles gelingt, ist mein Leben getragen und gehalten.
Das ist geistliches Leben und auch einfach Schönes im Leben. Ich fahre sehr gerne Motorrad und im Winter Ski, bin mit meiner Frau und den Kindern draußen oder lese gern. Ich mag technische Dinge. Als junger Mensch in der DDR wollte ich eine Lehre als Elektriker absolvieren, daher denke ich mich gerne in technische Probleme ein. Letztlich brauche ich auch einen Ausgleich zu den vielen Gesprächen und Kontakten im Alltag. Ich brauche Momente, in denen ich innerlich zur Ruhe komme.
KBZ: Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte Hendryk Münchow, Mitarbeiter im Kirchenbezirk
Zur Person:
Matthias Berger ist 51 Jahre alt, seine Frau hat vier Kinder mitgebracht und er zwei. Die zwei jüngsten leben noch zuhause. Mit der Familie sind zwei Motorräder umgezogen, eine Simson und neben den Alltagsautos noch ein altes Saab Cabrio, was bei gutem Wetter gerne genutzt wird. Ebenfalls ein neues Zuhause haben zwei Meerschweinchen und eine Schildkröte gefunden, die die Ruhe schlechthin ist.
Seine letzte berufliche Station befand sich im Vogtland: Von 2012 bis 2025 ist Matthias Berger dort Schulpfarrer gewesen. Als Gemeindepfarrer hat er von 2003 bis 2012 in Hainichen gearbeitet.
Zusätzlich zu seiner Ausbildung zum Pfarrer hat er einen Abschluss in Systemischer Beratung und im Management.
